Methodentest: Hummeln erfassen mithilfe von Hochbeeten
Bestäubergärtchen
Du hast ein Bestäubergärtchen entdeckt und willst auf Hummel-Suche gehen?
So kannst du mitmachen: Lade die App ObsIdentify herunter und fotografiere die Hummeln am Gärtchen. Die App verrät dir, um welche Art es sich handelt.
Hochbeete für Hummeln
Mit den Bestäubergärtchen entwickeln und testen wir eine weitere Methode zur Erfassung von Hummeln in der Agrarlandschaft. Bestäubergärtchen sind mit regionalen und insektenfreundlichen Pflanzen bestückte Hochbeete, die in der Agrarlandschaft aufgestellt werden. Ehrenamtliche erfassen von März (Mai im Test-Jahr 2023) bis Oktober die Hummeln an den Hochbeeten.
Die Testphase findet mit einer begrenzten Anzahl an Bestäubergärtchen in einem kleinen räumlichen Umfang statt.
Der Vorteil der Bestäubergärtchen als Erfassungsmethode
In Agrarlandschaften sind Blüten teilweise rar. Deshalb ist es manchmal schwer, dort Hummeln zu finden. Um trotzdem repräsentative Beobachtungen und Erfassungen von Hummeln zu ermöglichen, wollen wir mit den Hochbeeten ein Blühangebot bereitstellen. Die Beete sind so klein, dass sie keinen „Lock-Effekt“ auf die Insekten haben. Zudem ist die Fläche nicht groß genug um ein Hummelvolk zu ernähren und es entstehen keine künstlichen Hummel-Populationen.
Aufbau der Bestäubergärtchen
- Maße: 1 m x 1,20 m (IBC-Container)
- Wassertank ca. 600 Liter (eine solarbetriebene Pumpe sorgt für die automatische Bewässerung der Pflanzen)
- Regionale, insektenfreundliche Pflanzenmischung
Die Bestäubergärtchen sind mit heimischen Wildpflanzen bepflanzt, deren Blüten für Hummeln besonders attraktiv sind. In jedem Hochbeet befinden sich Pflanzen aus den Kategorien Korbblütler (Asteraceae), Hülsenfrüchtler (Fabaceae), Lippenblütler (Lamiaceae) und variable Pflanzenfamilien wie Malven oder Glockenblumen.
Dreimal im Jahr wird das Bestäubergärtchen neu bepflanzt und das Blühangebot jahreszeitlich angepasst.
Die Stauden, die bei der mehrfachen Neuausstattung der Beete anfallen, gehen an das LInCa-Projekt (Lebenswerter Insekten-Campus) auf dem Thünen-BVL-Campus. LInCa hat das Ziel, den Campus langfristig so zu gestalten, dass Insekten und Menschen sich gleichermaßen dort wohlfühlen. Die heimischen Wildstauden erfüllen die Anforderungen für eine Ausbringung auf dem Campus und werden so nachhaltig weiterverwertet.
Citizen Science: Ehrenamtliche Hummel-Gärtner*innen gesucht
Beim Testen dieser Methode arbeiten wir mit Ehrenamtlichen zusammen. Dabei geht es um die Pflege der Hochbeete, das heißt Wasser nachfüllen und die Beete das Jahr über betreuen, sowie das monatliche Erfassen von Hummeln. Nach vergleichbaren Kriterien wählen wir passende Standorte in der Nähe der teilnehmenden Ehrenamtlichen aus. Geplant ist, die Hochbeete auch in den folgenden Jahren für ein dauerhaftes Monitoring zu nutzen. Wir versuchen deshalb, die Bestäubergärtchen an einem längerfristig nutzbaren Ort aufzustellen.
Das übernimmt das Wildbienen-Team am Thünen-Institut
- Aufstellen der bepflanzten Hochbeete an vereinbarten Standorten in der Agrarlandschaft
- Einführungskurs in die Hummelbestimmung
- Wer Bestäubergärtchen betreut, erhält eine Rückmeldung zum Hummelvorkommen an diesem Standort.
Hier brauchen wir Hilfe
Bei diesen Aufgaben benötigen wir Hilfe von Flächeneigentümer*innen, Landwirt*innen und ehrenamtlichen Hummel-Freund*innen. Die verschiedenen Aufgaben können gerne aufgeteilt und als Team aus einem Netzwerk vor Ort übernommen werden – auch Gruppen, Verbände oder Schulklassen sind gefragt.
Wenn du Lust hast, uns in der Testphase der Bestäubergärtchen zu unterstützen, schreib uns an hummeln@thuenen.de.
1. Standorte: Aufstellgenehmigung von Flächeneigentümer*innen
Wenn möglich sollen die Bestäubergärtchen auf einer unserer bundesweit verteilten Monitoring-Flächen aufgestellt werden und über mehrere Jahre an den Standorten bleiben. In der Testphase kommen aber auch andere Standorte in Frage. Um die Bestäubergärtchen aufzustellen, benötigen wir eine Aufstellgenehmigung. Wir freuen uns über Hilfe bei der Suche nach den Flächenbesitzer*innen. Wenn du mitmachen möchtest und dir selbst Agrarflächen gehören – umso besser!
2. Wasserversorgung und Neubepflanzung
Für die regelmäßige Bewässerung der Bestäubergärtchen sorgt eine solarbetriebene Pumpe. Der Wassertank des Beetes muss jedoch direkt nach dem Aufstellen einmal aufgefüllt und je nach Wetter den Sommer über nachgefüllt werden. Vor dem Winter müsste das restliche Wasser außerdem wieder abgelassen werden. Der Tank fasst 600 Liter. Wir suchen Ehrenamtliche vor Ort, die das übernehmen können.
Die Hochbeete bringen wir bepflanzt zu ihrem Aufstellort. Das Blühangebot muss allerdings im Laufe der Hummel-Saison voraussichtlich zweimal erneuert werden. In Absprache können Ehrenamtlichen an einer Schulung teilnehmen und die Neubepflanzung selbst übernehmen.
3. Monatlich Hummeln fotografieren
In den Bestäubergärtchen sollen natürlich auch Hummeln erfasst werden. Deshalb suchen wir Ehrenamtliche, die von März bis Oktober jeweils innerhalb der letzten 15 Tage des Monats
a) an den Hochbeeten jeweils 20 Minuten lang Hummeln erfassen
und, wenn das Beet auf einer der Monitoring-Flächen steht,
b) ein Transekt (eine festgelegte Strecke) in der nahen Umgebung des Hochbeetes begehen. (Vgl. Anleitung Hummel-Monitoring)
Die Hummeln werden mit einem Kescher gefangen, in ein Beobachtungsgefäß überführt, fotografiert und wieder freigelassen. Die Fotos schicken Ehrenamtliche im Anschluss an unser Team am Thünen-Institut, wo die fotografierten Hummeln bestimmt werden. Ehramtliche erhalten monatlich eine Rückmeldung zu den erfassten Tieren.
Spezielle Vorkenntnisse sind nicht nötig. Das Team am Thünen-Institut kümmert sich um die nötige Fanggenehmigung. Artenkenntnisse zur selbstständigen Bestimmung von Hummeln vermitteln wir in unseren Bestimmungskursen.
Was heißt Methodentest?
Die Methode, Hummeln mithilfe von Bestäubergärtchen zu erfassen, testen wir 2023 zum ersten Mal. Das heißt, dass viele Bestandteile der Methode im laufenden Prozess ausprobiert und gegebenenfalls flexibel angepasst werden müssen – von der Pflanzenauswahl über die Standorte bis zu den Details der Erfassung. In der ersten Phase findet der Methodentest in einem begrenzten Rahmen statt, wobei die Praktikabilität der Gärtchen im Vordergrund steht. Im ersten Jahr des Methodentests stellen wir 25 Hochbeete in Niedersachsen und angrenzenden Bundesländern in der Agrarlandschaft auf.
Downloads & Links
Anleitung Hummeln erfassen an Bestäubergärtchen in Agrarlandschaften
Checkliste für das Hummel-Monitoring
Pressemitteilung des Thünen-Instituts